Professionell und empathisch Verhaltensauffälligkeiten und Entwicklungsbesonderheiten verstehen

Eine personzentrierte Diagnostik bei Entwicklungsstörungen

In der Arbeitsgruppe soll zuerst das grundsätzlich andere Vorgehen bei einer personzentrierten Diagnostik bei Kindern/Menschen mit Entwicklungsstörungen vorgestellt werden. Im Anschluss wird eine differenzierte Diagnosestellung entwickelt, die die unterschiedlichen Erscheinungen von ungewöhnlichem Verhalten aus dem Erleben des Menschen und aus heilpädagogischem Wissen ableitet.

 


Warum ist das wichtig?

Heute sind Diagnosen im Alltag des Erziehenden, der Lehrperson und des Heilpädagogen ständig präsent. Die heute übliche Diagnostik, nämlich die Diagnostik mit dem ICD-10/11[1] ist eine Außenbeschreibung. Die Diagnostik nach dem ICF[2] wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Mai 2001 verabschiedet. Es ist eine Diagnostik, welche die Person in ihrer Umgebung beschreibt. Obwohl dies in vieler Hinsicht ein Fortschritt ist, ist es ebenfalls nur eine Außenbeschreibung.

Personzentriertes Verstehen geht einen anderen Weg. Im Personzentrierten Ansatz möchte man das Erleben des Klienten verstehen, denn dieses Erleben ist die Ursache für das Verhalten des Menschen. Der Zugang zum Erleben des anderen Menschen ist die Empathie. Diese ist nicht immer einfach bei einem Kind, das mit seinem Verhalten von dem Verhalten anderer Kinder abweicht. Für ein außenstehender Beobachter/eine außenstehende Beobachterin ist dieses Kind zunächst ein „Fremder“. Es verhält sich anders. Deshalb spricht man heute von Diversität oder – bei manchen Menschen – von neurodivers. Um bei einem Kind oder Erwachsenen, der ein ungewöhnliches und störendes Verhalten zeigt, empathisch sein zu können benötigt man deshalb einen Verstehensprozess. Dieser muss differenziert und konkret aufzeigen, wo das Erleben anders ist und durch was dieses andere Erleben ausgelöst wird. Dafür benötigt man heilpädagogisches und entwicklungstheoretisches Wissen. Dieses Wissen werde ich in die Arbeitsgruppe einbringen. Des Weiteren werde ich aufzeigen, wie wir dieses Wissen in eine differenzierte Diagnostik überführen können.

Dies ist der eine Teil der Diagnostik, welches den Menschen in seinem Verhalten und in seiner Entwicklung verstehen (und nicht bewerten) möchte. In einer personzentrierten Diagnostik muss es noch einen zweiten Teil der Diagnostik geben, denn laut Rogers entwickelt sich jeder Mensch selbst, d.h. ihm wohnt eine „Aktualisiserungstendenz“ (Rogers, 1959/2009, S. 26) inne und er entwickelt sich in der Beziehung zu anderen Menschen. Dies bedeutet, dass die Beziehung unsere zweite Achse im diagnostischen Prozess sein muss: Jede Begegnung mit einem Menschen löst in uns Resonanzen aus. Diese können als Wahrnehmungsinstrument verwendet werden, um das Gegenüber besser zu verstehen. Um diesen Teil des diagnostischen Instruments entwickeln zu können, muss man auf die eigene Erfahrung zurückzugreifen. Deshalb soll neben dem theoretischen Teil bei jedem Treffen der Raum vorhanden sein eine Begegnung mit einem Kind/Menschen vorzustellen, bei dem wir diese Resonanz beschreiben. Diese Beschreibungen sollen ebenfalls in ein Diagnoseinstrument übersetzt werden, denn bestimmte Besonderheiten lösen Angst aus, andere Wut, andere weitere Gefühle.

Das Ziel der Arbeitsgruppe ist die Entwicklung eines personzentrierten Diagnoseinstruments. Das Diagnoseinstrument möchte ich später in Buchform herausgeben.

 

In der Arbeitsgruppe sind alle Menschen willkommen, die dieses Thema interessiert, gleichgültig, ob sie sich in diesem Gebiet schon viel oder noch wenig Wissen angeeignet haben. Sie dürfen diese Arbeitsgruppe für sich einfach nur als eine Fortbildung nutzen oder aktiv an der Ausarbeitung des Diagnoseinstruments mitarbeiten.

 

Leitung der Arbeitsgruppe: Dr. Gisela Erdin

Ort: CH- 8280 Kreuzlingen, Weinbergstr. 25

Wann: 28.6.2025 von 10.00 Uhr - 16.00 Uhr. Es wird weitere Termine geben. Der nächste wird im Oktober/November 2025 stattfinden.

Verpflegung: Es gibt Kaffee und Tee und ein frisch gekochtes vegetarisches Mittagessen. Alles zusammen 20,- Euro.

Kosten für die Arbeitsgruppe (zusätzlich zur Verpflegung): 30,- Euro

 

Anmeldung über diese Webseite: über Kontakt

 



[1] International Classification of Diseases/ Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme

[2] Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit